Getrieben wird das Phänomen Schimmel dabei durch die Physik: Weil kältere Räume weniger Feuchtigkeit aufnehmen können als wärmere, erhöht sich – so wie bei Eckerts Weinflasche – die Gefahr für höhere Luftfeuchte und Kondensation. Besonders auf kalten Oberflächen und in Nischen, die kaum von durchziehender Luft erreicht werden, steigt das Risiko für Schimmel damit deutlich.
Begünstigt wird die Schimmelbildung durch den schlechten Zustand von Gebäuden – und wird damit nicht selten zur sozialen Frage. So teilt das Umweltbundesamt mit, dass ältere Gebäude mit schlecht gedämmten Außenwänden bei gleicher Innenraumtemperatur ein „deutlich“ höheres Risiko für sogenannten Kondenswasseranfall hätten als moderne und energieeffiziente Gebäude.
Gänzlich gefeit vor Schimmel sind jedoch auch diese modernen Häuser nicht. Denn auch diese wären „nicht frei von Schimmelbefall, wenn nicht ausreichend geheizt und gelüftet wird“, so das Umweltbundesamt. Entscheidend ist zudem die Frage der Haushaltsgröße. Je mehr Personen im Haushalt leben, desto mehr Wasserdampf entsteht. Bis zu zwölf Liter produziert etwa ein Drei-Personenhaushalt. Je enger der Wohnraum, desto wichtiger ist es, die Räume regelmäßig zu lüften. „Verstärkt“ betroffen von der Schimmelgefahr sind laut Umweltbundesamt zudem Personen und Familien mit niedrigem ökonomischem Status bzw. Armutsgefährdete. Der Grund: Sie würden „häufig in wenig gedämmten Altbauten leben“.
Dass der Schimmel allein mit häufigem Lüften verhindert werden kann, verneinen Experten. „Meist wird davon gesprochen, dass regelmäßiges Lüften Abhilfe schafft, aber das ist nur die halbe Wahrheit“, sagt Wolfgang Lorenz, stellvertretender Vorsitzender im Bundesverband Schimmelpilzsanierung. Laut dem Experten könne falsches Lüften das Problem sogar verschlimmern.
Statt dem sogenannten Querlüften, bei dem alle Fenster in der Wohnung aufgerissen werden, sollten Mieter laut Lorenz gezielt lüften. „Wichtig ist, dass dort, wo bei der Nutzung Wasserdampf freigesetzt wird, die mit der Feuchtigkeit belastete Luft direkt ins Freie transportiert wird“, so Lorenz. Meistens mehr als 80 Prozent der Feuchtigkeit in Wohnungen würde in Bad und Küche entstehen. Durch Querlüften könne diese feuchte Luft in andere Räume gelangen und sich an den Wänden niederschlagen. „Es ist besser, wenn man nach dem Duschen oder Baden das Badezimmerfenster öffnet und die Tür zum Flur schließt. Das Gleiche gilt für die Küche“, so Lorenz.
Die Kipplüftung würde laut Lorenz dabei oft unnötig verteufelt werden. „Besser ist es selbstverständlich die Fenster ganz zu öffnen, aber man kann auch, statt zehn bis fünfzehn Minuten das Fenster ganz zu öffnen, es 30 bis 60 Minuten kippen“, sagt Lorenz. Dies sei auf jeden Fall besser als gar nicht zu lüften. Schimmelpilzbekämpfer Bernhard Eckert kann noch nicht einschätzen, wie sich die Auftragslage in diesem Winter entwickelt. Denn das hänge laut Eckert auch davon ab, wie ernst die Mieter das Schimmelrisiko nehmen und entsprechend gegensteuern.
Laut dem Experten würden schon einfach Maßnahmen helfen, um der Entstehung von Schimmelpilz entgegenzuwirken. „Viele Leute heizen nur einen Teil der Wohnung und lassen manche Räume tagsüber auskühlen“, so Eckert. Der Kardinalfehler würde darin bestehen, dann auch noch die Türen dieser Räume offenzuhalten, damit – so die Überlegung vieler Mieter – zumindest etwas wärmere Luft in die Räume kommt. Damit würde aber auch mehr Feuchtigkeit in die Räume ziehen und eben die Schimmelgefahr erhöhen. „Besser ist es, die Türen ganz zu schließen“, so Eckert.
Sollte trotz aller Vorsicht Schimmel auftreten, rät Eckert zu umfassenden Maßnahmen. Bei befallenen Mauern müsste der Putz von der Wand entfernt werden. Auch Möbel mit Spanplatten, auf denen sich Schimmel gebildet hat, müssten gänzlich ausgetauscht werden. Bei Gegenständen aus Massivholz würde es hingegen reichen, diese einfach abzuwischen. Unwissen über die Ursachen von Schimmel beobachtet der Experte dabei quer durch alle Bildungsniveaus. „Ich hatte auch schon einen Einsatz bei einem Universitätsprofessor, der über die Ursachen der Schimmelbildung erstaunt war“, berichtet Eckert.